Über Richard Joerges

Blogger, Sozial-Media-Berater, Autor und Mac-Spezialist.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Mit schöner Regelmäßigkeit gehen große, komplexe Software-Projekte schief (ein willkürlich gewähltes Beispiel: hier). Ich selbst kann mich sehr gut an ein Projekt bei einem Verlag erinnern, das ebenfalls grandios scheiterte. Man wollte damals die Eierlegende Wollmilchsau der Redaktionssysteme schaffen. Heute würde das wohl unter dem Schlagwort Enterprise Content Management oder kurz ECM laufen. Damals ging es schlichtweg darum etwas zu schaffen, bei dem Artikel und Bildmaterial einmal erfasst, für alle gängigen Medien publiziert werden können.

Gescheitert ist das Projekt deshalb, weil – siehe Ãœberschrift – es immer anders kommt als man denkt. Denn erst in der Praxis hat sich gezeigt, dass sich der Publikationsprozess quer über alle Medien und Publikationen nicht vereinheitlichen ließ. Das eine Magazin benötigte beispielsweise fünf Zeilen Vorspann, das andere mindestens acht. Für die CD (die gab es damals noch auf Heften) wurde gar kein Vorspann benötigt und Online durften es nur zwei Zeilen sein. Kaum war das alles auseinander sortiert gab es bei irgendeiner der vielen Publikationen ein Redesign und schon durfte man wieder von vorne anfangen.

Wenn aber Pläne so häufig zur Makulatur (siehe auch agiles Projektmanagement) werden, warum planen wir dann überhaupt?

Eine passende Antwort liefert uns wieder einmal der große Stratege und ehemalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower:

In preparing for battle, I have always found that plans are useless but planning is indispensable (unabdingbar).

Mit anderen Worten: Es kommt auf den Prozess des Planens an. Das hilft einem das Projekt und seine Parameter besser zu verstehen und versetzt einen in die Lage, im Falle eines Falles die richtigen Dinge zu tun um es am Ende doch erfolgreich abschließen zu können.

Formale Methoden und Erwartungs-Management in Projekten

Das beliebteste Thema in angelsächsischen Projektmanagement-Publikationen und Blogs scheinen mir Listen mit Gründen für das Scheitern von Projekten zu sein. So auch wieder mal auf dem von mir eigentlich geschätzten ProjectSmart-Blog, wo man dieses mal gleich 15 Gründe ausgemacht hat. Darunter sind wie immer die üblichen Verdächtigen, von der dürftigen Zieldefinition bis hin zu fehlerhaften Zeit- und Ressourcen-Einschätzung.

Zwei Gründe allerdings finde ich bemerkenswert:

  • Keine Anwendung formaler Methoden und Strategien„. Darüber lässt sich trefflich streiten. Ich kenne Menschen, die noch nicht einmal auf die Idee kämen sich Projektmanager zu nennen, die aber dennoch Projekte von beklemmender Komplexität unter höchstem Zeit- und Ressourcendruck problemlos und ohne jegliche formale Methode oder Strategie stemmen. Beispielsweise in der Gastronomie oder im Sozialwesen. Und wo bleibe die Innovation (siehe beispielsweise agiles Projektmanagement) wenn alles streng formal abliefe?
  • Wirklich gut und den einen oder anderen Gedanken wert finde ich den Grund „Ungenügendes Erwartungs-Management„. Tatsächlich ist das etwas, auf das man als Projektmanager meiner Meinung nach besonderes Augenmerk richten sollte. Denn häufig ist es doch so, das ein Projekt „überverkauft“ (also sehr optimistisch angepriesen) werden muss, damit es vom Management grünes Licht erhält. Das weckt natürlich Erwartungen, die am Ende unter Umständen nicht erfüllt werden können. Mit dem Ergebnis, dass das Projekt als gescheitert betrachtet wird, obwohl es sehr gut seinen geplanten Zweck erfüllen würde. Und wie verhindert man das? Natürlich durch eine saubere Zieldefinition und eine beständige und ehrliche Kommunikation mit den Stakeholdern.

WWDC 2011: Ein erstes Update aus San Francisco

Für alle zuhause gebliebenen hat Apple den Mitschnitt der gestrigen Keynote online gestellt. Auch wenn Sie schon alles darüber gelesen haben, ansehen lohnt sich. Wie immer! Zum einen, weil es unterhaltsam ist, zum anderen weil es wieder mal eine meisterhafte Demonstration dessen ist, wie man richtig präsentiert. Da stimmt einfach alles…

Mittlerweile haben wir auch die ersten Nachrichten von Frank direkt aus San Francisco erhalten. Als erfahrene WWDC-Besucher haben es sich unsere Leute Vorort gespart sich schon morgens um drei Uhr in die Schlange für den Eintritt zur Keynote einzureihen. Statt dessen gingen sie direkt in einen der Räume, in die die Show live übertragen wurde. Was es bedeutet, wenn mehr oder weniger 5.200 Leute eine Keynote sehen wollen, konnte man am Moscone-Center so gegen neun Uhr Morgens kurz vor Beginn der Veranstaltung sehen. Da wickelte sich die Schlange für den Eintritt gefühlt immer noch einmal rund um den Block.

Interessant: Die hier in Deutschland eher kritisch betrachtete iCloud stieß selbst im besagten Ausweichraum – also dort wo die nicht ganz so großen Fanatiker gelandet sind und Steve Jobs Reality-Distortion-Field nicht direkt wirkt – auf Applaus.

 

 

Kommentar und Analyse der WWDC 2011 Keynote

Die Keynote der diesjährigen WWDC war anders als alle vergangenen Keynotes. Erinnern wir uns wie es früher war: Kein Schwein wusste was kommt, sämtliche Spekulationen im Vorfeld erwiesen sich schon nach wenigen Minuten mit Jobs auf der Bühne als Makulatur und zum Schluss kam dann noch das gute alte „One more thing“. Letzteres ist irgendwann dann einmal verschwunden (gut, gestern kam es kurz vor Schluss wieder) und nahm dem Ende der typischen Keynote etwas an Reiz. Tja und heutzutage? Da hat Apple doch tatsächlich im Vorfeld schon eine Pressemitteilung verschickt mit den Themen der diesjährigen Keynote und der Versicherung, dass Steve Jobs himself auf der Bühne stehen wird…

Nun ja, spannend ist es dann irgendwie doch geworden. Zum einen, weil auch dieses mal allerhand Superlative verkündet werden konnten (zum Beispiel dass es bis dato 54 Millionen Mac-Anwender gibt), zum anderen, weil das gesamte Apple-Ökosystem sich so radikal ändert, dass den Mitbewerbern Microsoft und Google Hören und Sehen vergehen müssten. Denn, während die Windows-Macher aus Redmond und der Suchmaschinenriese aus Kalifornien noch in Kategorien wie PC, Smartphone, Betriebsystem, Programme auf Datenträgern und Dateisystemen in denen Dinge „von Hand“ gespeichert werden müssen, denken, hat Apple den schon lange angekündigten und ziemlich radikalen Paradigmenwechsel in Richtung „Post-PC-Ära“ gezeigt. Weiterlesen