Beim Projektmanagement ist Kontrolle besser als Vertrauen

Da ich diese Woche bekanntlich in Berlin auf der re:publica unterwegs bin, hatte ich schon befürchtet nicht genug Inspiration für das Thema Projektmanagement zu erhalten. Dem war dann zum Glück nicht so. Los ging es heute Morgen im Hotel. Dazu muss man wissen, dass Berlin zwar chronisch pleite ist und ausser durch etwas Kulturbetrieb, ein wenig Medienindustrie und professionellen, politischen Lobbyismus seine Wirtschaftskraft vor allem aus den Töpfen der Bundesanstalt für Arbeit schöpft (Ok, das war jetzt gemein, aber Sie wissen was ich meine. Stichwort: Präkariat und Generation Praktikum), ansonsten aber aus dem Vollen lebt. Beispielsweise dadurch, dass hier gefühlt jeden Tag ein neues, total überkanditeltes Design-Hotel seine Pforten öffnet.

Jedenfalls bin ich dieses mal auch in so einem Kasten gelandet. Und tatsächlich, das Hotel ist wirklich schön, allerdings mit dem Makel behaftet, dass hier das Design keineswegs der „Function followed“. Im Gegenteil! Und so habe ich es wohl nur allergrößtem Glück zu verdanken, dass ich heute Morgen in der Dusche nicht mit aufgeschlagenem Schädel jämmerlich in meinem eigenen Blut verreckt bin.

Ich frage mich allen Ernstes, wie man auf die Idee kommen kann eine Dusche mit zwar wunderschönen, aber scharfkantigen Armaturen sowie einer edel wirkenden, aber zum Ablauf hin abschüssigen und super glatten Duschwanne auszustatten?

Kurze Zeit später fällt mir beim Rasieren der Ring ins Waschbecken. Wäre er in das, was dessen Designer Abfluss nennt (siehe Bild) gerutscht, ich hätte die Keramik mit einem Vorschlaghammer bearbeiten müssen um an mein Geschmeide zu kommen. Denn eine nähere Untersuchung meinerseits brachte zu Tage, dass das Waschbecken tatsächlich so konstruiert ist, dass zwar eine Menge Sachen reinfallen können, diese aber nicht zwangsläufig in den Siphon gespült werden, sondern im inneren Keramikgeschlängel hängen bleiben. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Art Sparschwein des Hotelbesitzers…

Mein Glück mit Nasszellen war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Ende. Kurze Zeit später wollte ich mir im Friedrichsstadt-Palast die Hände waschen und musste feststellen, dass auch hier die personifizierte Denkfaulheit ihr Unwesen trieb. Die Waschbecken sind nämlich so gestaltet, dass sich am Waschtisch unvermeidlich Wasser sammelt. Das an sich ist schon schlecht genug. Da aber die Wasserhähne so dämlich angebracht sind, dass man sich auch bei einer Körpergröße von 1,80 weit nach vorne beugen muss, tunkt man garantiert seine Jacke, Krawatte oder den Schal ins nicht immer appetitliche Brauchwasser.

Was lernen wir daraus für das Projektmanagement?

Ganz einfach: Kontrolle ist besser als Vertrauen! Hätten in den obigen Beispielen die zuständigen Projektmanager (Bauherren, Architekten) auch nur ein einziges mal genauer hingesehen und mal das ausprobiert, was deren Bautrupps da fabrizieren, dann hätte solch ein Blödsinn niemals das Licht der Welt erblickt (und meine Blutdruck wäre auch etwas niedriger. 🙂 )

Aber Spaß bei Seite! Genau dieses Versagen von Projektmanagern – denn in meinen Augen sind sie auch für die Qualität ihrer Projekte verantwortlich – hätten wir nicht die vielen gescheiterten kleinen und großen Projekte zu beklagen. Egal ob es dabei um den vergeigten Start eines neuen Produktes geht oder die verhunzte Einführung von E10.