Fragen an den Profi: Interview mit Dave Prior

Dave Prior als Sprecher bei der MITPM 2008Wie versprochen, kommt hier das Interview mit Dave Prior. Es geht um Projektmanagement im Allgemeinen, agile Methoden wie Scrum und XP im Besonderen, um Twitter für Projektmanager und natürlich um Projektmanagement mit dem Mac.

MacPM: Hallo Dave, was sind denn Ihrer Meinung nach die Vorteile von Scrum?

Dave Prior: Scrum ist ein gute Alternative zum traditionellen „Wasserfall“-Ansatz. Ich finde es funktioniert am besten bei Projekten die mit großen Risiken behaftet sind, die irgendwie in der Krise stecken oder wirklich heftige, sprich unmögliche, Deadlines haben. Es ist eine gute Möglichkeit den Kunden zu involvieren und sehr schnell eine Historie von Erfolgen aufzubauen, die wiederum das Vertrauen festigen. Auf den ersten Blick scheint es sehr einfach und simpel zu sein, es erfordert jedoch jede Menge Disziplin. In letzter Zeit habe ich Scrum und PMBOK häufig gemischt. Ich nutze Scrum mit dem Entwicklerteam, so dass es schnell vorankommt und sich auf das Programmieren konzentrieren kann. Die Ergebnisse der Scrum-Prozesse packe ich dann in PMBOK-orientierte Berichte für das eher traditionell denkende Management.

MacPM: Und was halten Sie von Extreme Programming (XP)?

Dave Prior: Scrum und XP lasen sich gut zusammen verwenden. Ich tendiere dazu bestimmte XP-Aspekte mit Scrum zu mischen und finde das recht hilfreich. Eines, was ich über beide Methoden gelernt habe ist, dass man eine hohe Disziplin aufrecht erhalten muss um brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Ich würde ausserdem jedem der eine der beiden Methoden einführen möchte empfehlen jemanden zu engagieren, der Erfahrung mit der Implementierung und dem Einsatz einer der beiden Ansätze hat. Ich habe bei beiden Methoden schon soviel Murks gesehen. Verursacht durch Leute, die ein halbes Buch gelesen haben, davon dann wiederum nur die Hälfte umgesetzt haben und das Ergebnis dann Agil genannt haben.

MacPM: Was ist denn Ihr Rat für Leute, die Projektmanager werden wollen?

Dave Prior: Suchen Sie sofort professionellen Beistand! Nein, das war nur Spaß. Ich glaube nicht, dass das ein Beruf ist, den jemand anstrebt. Niemand wächst auf und möchte Projektmanager werden. Das ist ein Beruf, der von selbst die Leute findet, die aus dem einen oder anderen Grund dafür empfänglich sind. Ich mag was ich tue und glaube, dass ich darin recht gut bin. Aber es ist nicht etwas, was ich werden wollte.

Eines, was ich den Leuten die ins Projektmanagement einsteigen wollen empfehle, ist Sun Tsus „Über die Kriegskunst“ zu lesen. Dieses Buch hat mich mehr über Projektmanagement und den Umgang mit Menschen gelehrt, als alles andere was ich studiert habe. Ich glaube ausserdem, dass Leute die schon mal einen Job in einem Restaurant oder einem anderen Beruf mit Trinkgeldern hatten, besonders gute Projektmanager abgeben. Sie wissen, wie man mit Stress umgeht und dass Kundenzufriedenheit das A und O ist.

MacPM: Sie benutzen Twitter. Sind solche Tools in Ihrem Job relevant? Sollten sie alle Projektmanager nutzen?

Dave Prior: Sehr gute Frage! Ja, ich habe mich bemüht Twitter verstärkt bei Projekten einzusetzen. Es ist eine tolles Kommunikationswerkzeug und für nahezu jedes erdenklichen Gerät verfügbar (Mac, Handy, Smartphone). Ich glaube, dass das Bloggen eine weitere gute Möglichkeit ist den Status von Projekte zu verfolgen. Ich bin ausserdem ein großer Fan davon geworden Wikis statt traditioneller Anforderungs-Verzeichnisse zu verwenden. Die kann man problemlos dem Kunden zur Pflege überantworten, der es dann uptodate halten kann. (Ich weiß, eigentlich sollten wir das machen. Aber wer macht das schon?)

Noch etwas über die neuesten Technologien in Zusammenhang in Projektmanagement: Ich nutze Skype und Audio Jack um jedes Status-Meeting aufzuzeichnen. Das stelle ich dann sofort auf einen Server, damit es sich jeder anhören kann, falls er das Meeeting verpasst haben sollte. Ausserdem habe ich mir angewöhnt einen Livescribe-Stift zu nutzen. Nur für den Fall, dass sich jemand nicht erinnern kann etwas gesagt zu haben. Ich brauche dann nur mit dem Stift meine Notizen anzutippen und derjenige hört dann, was er gesagt hat, während ich die Notiz in meinen Block schrieb. (Anmerkung: Das Livescribe Pulse System ist bis dato in Europa nicht erhältlich).

Um meine eigene Arbeit in Griff zu kriegen, setze ich übrigens auf Things und mein iPhone. Ich weiß jetzt ganz genau, wie viel ich jeden Tag nicht schaffen kann. 😉

MacPM: Als Merlin-Fan sind Sie vermutlich auch Mac-Anwender. Warum geben Sie dem Mac den Vorzug gegenüber Windows?

Dave Prior: Als ich mit dem Projektmanagement anfing, war ich Windows-Anwender. Dann, während des Dotcom-Booms hatte ich ein Engagement bei einer reinen Mac-Company. Ich bat sie um einen Windows-Rechner, das wurde aber abgelehnt. Nach rund einer Woche hat es mich dann aber gepackt. Die Leichtigkeit und Eleganz des Designs beim Mac und wie alles darauf ausgelegt ist, problemlos zu funktionieren… es ist alles einfacher als bei Windows. Ausserdem kann ich unter OS X ein Terminal-Fenster öffnen und meine Linux-Kenntnisse einsetzen. Alles ist einfacher und leichter. Ich habe das Gefühl, dass beim Mac alles so entworfen wurde, dass man damit seine Sachen einfach erledigen kann statt dass dort jede nur verfügbare Technologie auf Teufel komm raus hineingepackt wurde. Hinzu kommt: Die Mac-Anwender, die mir über den Weg laufen, scheinen mir ausserdem kreativer zu sein. Das mag ich.

MacPM: Gibt es wegen Ihres Macs Probleme mit Kunden, die mit Windows arbeiten?

Dave Prior: Tja, ich bin Projektmanager bei einer Beratungsfirma und mein Job ist es, (Software-) Projekte zu managen, die überwiegend mit Windows zu tun haben. Ich denke, dass die meisten Probleme aus mangelndem Wissen über die Mac-Technologie oder einer windows-zentrischen Einstellung resultieren. Dieses Gestreite zwischen Mac- und Windows-Anhängern erscheint mir immer recht seltsam. Erstens, weil Microsoft keine Hardware herstellt und zweitens, weil heutzutage jeder die Tools benutzen dürfen sollte, mit denen er sich am wohlsten fühlt und mit denen er sein Arbeit am besten und schnellsten erledigen kann. Aber ja, die Windows-Leute tendieren dazu eine Scheu vor dem Mac zu haben. Und es stimmt, auf eines kann man sich immer verlassen: Sobald Sie mit Ihrem Mac in eine Windows-Umgebung hinein marschieren, fangen die Windows-Profis an begründen zu wollen, warum sie keinen Mac haben… Mir deucht, sie quatschen zu viel! 🙂

MacPM: Welchen Mac nutzen Sie und welches war ihr erster Mac?

Dave Prior: In der Grundschule habe ich BASIC auf einem Apple II Plus gelernt. In der Highschool hatte ich dann einen Apple IIc. Ich hatte eine Eins in Programmieren. Dann fand der Lehrer heraus, dass ich damit die Hausaufgaben für die halbe Klasse machte. gegen Geld für’s Bier am Wochenende. Nach dem College habe ich eine Zeit lang für Nickelodeon gearbeitet und es war richtig hart, als sie mir dann meinen Duo wegnahmen. Bei der oben erwähnten Dotcom-Firma gab der Besitzer jedem Angestellten einen Wallstreet-Powerbook, den ich wirklich gemocht habe. Ich hatte seit dem jede Menge verschiedener Macs. Zur Zeit nutze ich den aktuellen Unibody Macbook Pro 2.8 Ghz. Der geht wie die Pest!

Falls Sie mehr über und von Dave Prior Lesen wollen: Dave betreibt einen Blog namens drunken pm (auch hier). Er versucht ausserdem seine Facebook-Abhängigkeit loszuwerden, in dem er unter dem Benutzernamen mrsungo twittert.