The Striphouse in Naples, Florida

Ich war selbst nicht wirklich über die Tatsache glücklich, dass ich Wolfgangs Steakhouse in New York „verreißen“ musste. Aber wenn ich viel Geld mit einem schlechten Gefühl ausgebe, sollen andere nicht den gleichen Fehler machen. Anders herum verhält es sich aber genau so. Wenn etwas Klasse ist, lobe ich gerne in diesem Blog. Zuletzt den Tadich Grill in San Francisco und den Midtown Grill in Berlin.

Dieses Mal kann ich von einer ganz besonderen Ãœberraschung berichten. Zur Zeit mache ich mit meiner Familie Urlaub in Naples, Florida. Jeden Abend suchen wir uns ein besonderes Restaurant heraus. Sei es eine bestimmte Küche oder eine bestimmte Klasse. Da wir uns in Naples nicht wirklich auskennen, ist die Suche nach den Restaurant manchmal mindestens genau so interessant, wie das essen selbst. Als wir eines Abends ein Italienisches Restaurant suchten und mehr oder weniger ratlos auf einem Parkplatz standen, sprach uns ein Paar an. Das ursprüngliche Thema war zwar erst unser Leihwagen, jedoch drehte sich das Gespräch schnell zum Essen. Uns wurde schnell geholfen, der Italiener war nur ein paar Schritte entfernt. Viel interessanter war aber der Smalltalk, stellte sich doch heraus, dass der Hinweisgeber als Manager im „besten Steakhaus Naples“ – so seine Worte – arbeite. Diese Steilvorlage nahm ich gerne an und noch auf dem Parkplatz wurde ein Termin gemacht.

Zwei Tage später fanden wir uns auf dem Weg zum Strip House im Naples Grand Hotel. Das Restaurant liegt etwas versteckt hinter dem Hotel. Also besser den Haupteingang im Hotel nehmen und dort nach dem Weg fragen. Wir waren schon froh, das Hotel gefunden zu haben. Gemeinsam mit Stefanie, meiner Frau, und meinem Sohn Marvin gingen wir gut gelaunt hinein.

Der Empfang war USA-typisch: Please wait to be seated. Da wir keine offizielle Reservierung hatten, fragten wir der Einfachheit halber gleich nach dem Manager, der uns nach einer kurzen „Schrecksekunde“ auch wiedererkannt hat. Von ihm zum Tisch geführt fanden wir uns in einem durch rote Vorhänge abgedunkelten Raum, aber mit deutlicher Beleuchtung, an einem Ecktisch auf einem bequemen Ledersofa oder einer Bank wieder. An den Wänden hingen Bilder und Fotografien von diversen Modells und Burleske-Tänzerinnen der 20er und 30er Jahre. Insgesamt ein sehr angenehmes Ambiente und nicht zu stark heruntergekühlt.

Angenehm war auch der Kellner, der uns mit dem Überreichen des Menüs auf die Besonderheiten des Tages hinwies. Bei einem guten Campari-Orange konnten wir uns gemütlich für die Vorspeise und den Hauptgang entscheiden. Während dessen wurden verschiedene Brotsorten und Butter angeboten. Unsere erste Wahl, einen Mix aus Tomaten, Mozarella und Schinken mit diversen Salaten erwies sich als hervorragend. Anschließend wurde die Wein-Frage geklärt. Als ich mich nicht so recht entscheiden konnte, bot uns der Ober kurzerhand einen Test an. Wir bekamen von zwei in Frage kommenden Weinen je einen guten Schluck als Entscheidungshilfe. Toll, in anderen Restaurants leider keine Selbstverständlichkeit.

Dann das Steak. Wir haben auf Raten des Kellners ein gemeinsames Porterhouse mit einigen Beilagen gewählt. Die Grösse war evtl. noch etwas mehr als im Wolfgangs, aber für drei genau richtig. Dass der Garpunkt perfekt getroffen wurde, möchte ich schon fast gar nicht mehr erwähnen. Viel mehr dafür die Qualität des Fleischs. So eine Überraschung hatten wir alle nicht erwartet. Gebraten auf Holzkohle (charcoaled) hatte es Aussen den typisch leicht rauchigen Geschmack und war innen Butterweich. Ein Traum. Den Abschluss machte für Marvin eine Creme Brulee mit Ananas und für mich ein kleines Stück Cheesecake. Nun ja, was man in den USA so klein nennt. Ein guter Espresso rundete den Abend ab. Wir waren alle schlichtweg begeistert.

Ich gebe gerne zu, dass der Kontakt zum Manager uns sicher bei der abschließenden Rechnung geholfen hat. So hat er „vergessen“ die Getränke zu berechnen. Aber ich glaube nicht, dass die Küche einen besseren Job gemacht hat als sonst.