Problemprojekte: Unklare Ziele, unklare Aufträge

Stefan Hagen hat auf seinem Blog die aktuellen Zwischenergebnisse seiner Umfrage „Herausforderungen im Projektgeschäft“ veröffentlicht. Ich weiß noch nicht so recht, ob mich das Ergebnis einfach nur wundert, oder ob ich es – angesichts eigener Erfahrungen – eigentlich nicht genauso erwartet habe. Denn die größte Herausforderung ist laut Stefans Auswertung mit weitem Abstand: „Unklare Projektziele, unklare Aufträge„.

Man könnte ja nun meinen, dass man es in Unternehmen mit vernunftbegabten Wesen zu tun hat, die ihren Job verstehen oder zumindest definieren können, was und wie es getan werden soll. Aber weit gefehlt: Die Realität sieht so aus, dass Projekte – zumindest was meine Erfahrung betrifft – schon in der Definitionsphase zum Scheitern verurteilt sind.

Beruflich habe ich es sehr häufig mit Web-Projekten zu tun. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft mir ein Projekt mit ungefähr folgendem Auftrag angedient wurde: „Wir wollen für unsere Kunden/Mitarbeiter/Anwender eine Community aufbauen. Am besten so etwas wie Xing.

Erst auf Nachfrage stellt sich heraus, dass man sich weder Gedanken gemacht, ob eine Community für die anvisierte Zielgruppe überhaupt Sinn machen würde, dass es keine Kommunikationsstrategie gibt und dass man die neuesten Entwicklungen in Punkto Social Media mit Trend in Richtung dezentraler Communities, aka soziale Netzwerke, vollkommen ausser Acht gelassen hat.

Dass ganze soll dann auch noch mit einem winzig kleinen Budget, das man aus dem Marketingtopf abgezweigt hat, realisiert werden. Ich sage dann meistens nur „Wenn ich so etwas wie Xing mit diesem Budget realiseren könnte, dann hätte ich das schon längst getan und würde mich jetzt irgendwo in der Karibik am Strand wälzen. Oder, wie Xing-Gründer Lars Hinrichs eine neue VC-Gesellschaft wie Hackfwd gründen…

Das schlimmste aber: Nicht selten lassen sich solche Leute nicht davon abhalten, solch ein Projekt dennoch zu starten. Eines davon ist nach meiner Kenntnis wegen Erfolglosigkeit gerade auf dem Prüfstand und wird wohl demnächst eingestellt werden, ein anderes steckt immer noch in der Planungsphase. Vermutlich wird es dort auch noch lange Zeit bleiben….

Traumjob IT-Projektmanager

CNNMoney_Top-JobsSicher, man kann die Verhältnisse aus den USA nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragen. Aber trotzdem ist es gut zu wissen: In der Liste der besten Jobs von CNN-Money steht der Beruf IT-Projektmanager immerhin an fünfter Stelle. Wer hätte gedacht, dass das mal ein Traumjob wird?

Ach ja, falls Sie jetzt wissen wollen, warum Projektmanagement ein toller Job ist, dann weiss ich das nach der Lektüre des CNN-Beitrags auch nicht so recht. Die Begründung läuft in etwa so: Man hat die Möglichkeit herauszufinden, wie man Spitzentechnologie implementiert und hat die Chance CTO mit einem Verdienst von 300.000 Dollar im Jahr zu werden. Und ich dachte, es liegt daran, dass man Dinge bewegen und mit interessanten Menschen zusammenarbeiten kann. 🙂

Je agiler, desto erfolgreicher ist das Projekt

Dr. Eberhard Huber vom projekt (B)LOG hat 178 Software-Entwicklungsprojekte ausgewertet und erfreuliches festgestellt: Je stärker auf agile Methoden gesetzt wird, desto wahrscheinlicher ist, dass das Projekt erfolgreich abgeschlossen wird. Seine Erkenntnis:

Die durchschnittliche Erfolgsquote aller Projekte liegt bei 28%. Werden einzelne der Scrum Elemente eingesetzt steigt die Quote an. Werden alle Elemente eingesetzt steigt die Erfolgsquote auf 58%. Zum Vergleich – Projekte, die keine der genannten Praktiken einsetzen, liegen bei 18%. Damit haben Scrum Projekte eine ca. 3 mal so große Erfolgsquote als Projekte ohne agile Elemente.
Mir ist schon seit längerem klar, dass agile Methoden wie Scrum schnellere und bessere Ergebnisse liefern. Dass die Zahlen – zumindest in diesem Fall – aber so eindeutig sind, hätte ich nicht gedacht. Erstaunlich, dass es immer noch Firmen gibt, die Software-Projekte anpacken ohne Scrum zu implementieren.

Projektmanagement in der Wirtschaftskrise

Im Blog Guerilla Projektmanagement schreibt Autor Sven Rimbach über seine Erfahrungen bei der Suche nach einem Engagement als Projektmanager in Zeiten der Krise. Sein Fazit: Vor allem die angebotenen Tagessätze scheinen gesunken zu sein. Wobei unklar ist, ob das eine Auswirkung der Krise ist, oder ob die Firmen einfach nur die Umstände ausnutzen wollen.

Wie schlimm es tatsächlich werden kann, zeigt eine nicht repräsentative Umfrage unter den (internationalen) Lesern von pmStudent.com. 30 Prozent der befragten Projektmanager müssen mit Budget-Kürzungen bzw. weniger Projekten leben. Fast 20 Prozent gaben an, dass es Abstriche bei der Qualität durch Kürzungen von Ressourcen beziehungsweise geringer qualifiziertes Personal gibt. Bei rund einem Viertel der Befragten gab es Personalkürzungen in Projekten. Aber immerhin: Acht Prozent gaben an, keine Veränderungen bemerkt zu haben.