Kanban ganz kurz erklärt

In einem früheren Posting habe ich versprochen, hier auf MacPM Kanban vorzustellen. Kanban kommt, wie viele andere neuartige Produktions-, Management- und Organisations-Ideen aus dem Toyota-Produktionssystem und dient der Organisation der Just-in-time-Produktion. Es bedeutet wörtlich übersetzt „Signalkarte“. Doch die Kartenidee hat im (Software-) Projektmanagement ausgedient, statt dessen wird mit Klebezetteln bzw. Haftnotizen gearbeitet. Die Idee ist folgende:

An einem Kanban-Board, das kann eine Tafel oder ein Whiteboard sein, werden die Prozessschritte (z.B. Planung, Programmierung, Implementation, Roll-out, etc. ) in Spalten angeordnet. Die Anforderungen, sprich Aufgaben, Features oder – Scrum lässt grüßen – Userstories werden horizontal angeordnet. Das heißt, das Kanban – sprich die Haftnotiz – wandert von Spalte zu Spalte bis der Aufgabe erledigt ist.

Damit die Teamarbeit reibungslos klappt, empfiehlt sich für jede Spalte eine zusätzliche „Erledigt“-Spalte. Diese hat unter anderem die Aufgabe, quasi als Auffangstation oder Zwischenspeicher zu dienen. Das ist notwendig, denn jede Station (repräsentiert durch die jeweilige Spalte) holt sich a) das Kanban selbst aus der vorhergehenden Spalte (Pull-Prinzip) und b) nur dann, wenn es Kapazitäten frei hat. Diese Kapazitäten werden vorher festgelegt. Mit anderen Worten: Man sieht sofort ob es Engpässe gibt und wenn ja, wo sie liegen. Nämlich dort, wo sich die Kanban-Zettel häufen.

Wichtig: Kanban ist keine Projektmanagement-Methode, sondern lediglich eine Organisationsform – quasi eine getunte To-do-Liste – und kann dem entsprechend mit Projektmanagement-Methoden wie etwa dem guten alten Wasserfall oder Scrum kombiniert werden. Klar, dass daraus sofort der Begriff Scrumban entstanden ist.

Kanban macht gerade in letzter Zeit nicht nur im Projektmanagement Furore, sondern auch als Tool für die Selbstorganisation und das Zeitmanagement. Das heißt dann Personal Kanban und ist quasi eine abgespeckte Form des Ganzen. Mehr dazu in einem späteren Blog-Posting).

Zugegeben, das hier ist eine arg verkürzte Beschreibung von Kanban. Falls Sie mehr darüber wissen wollen, hier ein paar deutschsprachige Ressourcen:

Update, Juli 2018: Die Projektmanagement Software Merlin Project unterstützt nun – seit der Version 5.x – das Kanban-Konzept zusätzlich zu den traditionellen Projektmanagement Wasserfall-Methoden. Der Anwender muss sich nicht für eine Vorgehensweise entscheiden. Das Programm macht es einfach bei Bedarf die zwei unterschiedlichen Vorgehensweisen mit einander zu kombinieren. Laden und testen Sie die macOS app jetzt…

Projektmanagement zwischen Hierarchie und Selbstorganisation

Noch nie war die Wirtschaft so schnelllebig wie heute. Produktzyklen werden schon längst nicht mehr in Jahren, sondern in Monaten und in Einzelfällen sogar in Wochen gemessen. Es gilt, nicht nur schneller, sondern auch innovativer als der Mitbewerb zu sein. Starre Hierarchien erweisen sich dabei oft als Hindernis. Denn Innovationskraft und optimale Arbeitsstrukturen können nicht immer von oben herab verordnet werden. Auf der anderen Seite ist die Selbstorganisation eines profitorientierten Unternehmens auch nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss. Es müssen Ziele vorgegeben und Vorgänge kanalisiert werden.

Modernes, erfolgreiches Management muss sich deshalb zwischen hierarchischer „Diktatur“ und kreativem Chaos bewegen. Im Projektmanagement sind das beispielsweise agile Methoden, wie etwa Scrum. Oben steht die Hierarchie („Entwickelt mal das Produkt XYZ“) und unten die Selbstorganisation („Wir entwickeln unseren Backlog selbst, und planen die Iterationen nach unseren Vorstellungen“).

Aber wo sind die Grenzen und wer sagt, dass nicht doch eines der beiden Extreme, also Diktatur oder vollständige Selbstorganisation, der erfolgreichere Weg ist? Schauen wir uns Unternehmungen als Ganzes an, beispielsweise unser aller Lieblings-Hardware- (und Software-) Hersteller Apple. Ein ausgesprochen hierarchisches und mit strenger, fast diktatorischer Hand, geführtes Unternehmen. Aber: Erfolgreicher als Apple kann man vermutlich momentan gar nicht sein.

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Alles 3.0 oder was?

Ich muss heute schon wieder auf einen Beitrag von Andreas Heilwagen Bezug nehmen. Allerdings schwebte das Thema ebenfalls schon seit längerem vor meinem geistigen Auge herum. Höchste Zeit also, es jetzt aufzugreifen. Es geht um die Unsitte alles mögliche 2.0 und neuerdings 3.0 zu nennen.

Ich muss es ein für alle mal sagen: Es gibt kaum echtes „2.0“ und schon gar kein „3.0“, zumindest wenn es sich nicht um Software handelt!

Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen. Die Nummernfolge 2.0 tauchte zum ersten mal in Zusammenhang mit dem Begriff Web 2.0 auf. Das „neue“ Web mit einem 2.0 gegen das „alte“ abzugrenzen war und ist absolut in Ordnung gewesen. Tim O`Reilly, der diesen Begriff geprägt hat, hat das damals sehr gut begründet, denn es hat sich wirklich etwas getan: Weiterlesen